Der Kinderwunsch – Teil 4

Ich blickte auf den Schwangerschaftstest und bemerkte, dass die zweite Linie nur ganz schwach war. Ganz kurz verspürte ich eine Unsicherheit. Es gibt doch auch sowas wie Verdunstungslinien, oder etwa nicht? Schließlich hatte ich ja auch noch eine ganze Woche bis meine Regel hätte kommen müssen.

Also tat ich was getan werden musste. Ich bestellte um 10 Euro eine XXL- Schwangerschaftstestpackung von Amazon. Express versteht sich.

Dann schlenderte ich zur Sicherheit noch zum Bipa und kaufte mir noch 2 Tests. Bis zur Expresslieferung konnte ich ja auf keinen Fall warten.

Beide Tests ergaben wieder eine zarte zweite Linie.

Ich machte Fotos und schickte sie zwei Freundinnen, die mir beide bestätigten. Positiv ist positiv und ja, sie sehen die zweite Linie auch mit freiem Auge auf dem Foto.

Gut, das war erstmal genug Bestätigung für mich.

Ich war schwanger und nun musste ich einfach bisschen vorsichtiger sein als beim ersten Mal, sagte ich mir. Keine Überanstrengung, genug Schlaf und sofort die Schilddrüsenwerte kontrollieren lassen.

Gesagt, getan. Am nächsten Tag ging ich Blut abnehmen und zwei Tage später bekam ich auch schon den, wie zu erwartenden, nicht ganz perfekten Befund. Ich solle die Schilddrüsenhormone erhöhen, es wäre ganz normal, dass ich der Bedarf während der Schwangerschaft verändert.

Gesagt, getan.

Sofort nahm ich gewissenhaft die höhere Dosis ein und machte mir einen Termin beim Frauenarzt aus.

„Wissen Sie Frau H., sie können schon auch jetzt schon zur Kontrolle kommen, aber viel sehen wird man nicht. Aber ganz wie sie möchten.“

Klar mochte ich, Hallo, ich konnte an nichts anderes mehr denken. Ich musste Gewissheit haben. Hat sich das befruchtete Ei eingenistet und wenn ja war die Schleimhaut der Gebärmutter bereits verdickt?

Vielleicht sollte ich kurz erwähnen, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon ziemlicher Profi war, was das Thema betrifft. Ja, ich habe gegoogelt, war in Foren, aber dazu später mehr.

Eine Woche später saß ich extrem nervös beim Frauenarzt. Nervös aber doch irgendwie positiv. Ich gehe meistens vom Besten aus, auch in dieser Situation. Der Ultraschall kam mir endlos lange vor und ich wurde mit den Worten: die Schleimhaut ist verdickt, es könnte auf eine Schwangerschaft hindeuten, oder aber sie bekommen ihre Tage, entlassen.

Na super! Jetzt war ich genauso schlau wie vorher.

Zu meinem Glück kamen aber in der Zwischenzeit die Schwangerschaftstest zu Hause an und ich tat was ich tun musste. Ich machte mindestens 2-3 am Tag, analysierte die Linie.

Um die 6.SSW war ich bereits ziemlich siegessicher und setzte wieder dieses kontinuierliche Grinsen auf. Nothing can stop us now, sagte ich zu meinem kleinen „Würmchen“

Ich war mir ziemlich sicher, dass es ein Mädchen war, hatte es so im Gefühl.

Ich sprach mit meinem Würmchen, betrachtete mich und meinen Mini-Bauch im Spiegel und wollte es in die ganze Welt herausschreien. Alex und ich würden ein Baby bekommen. Ja, wir hatten es geschafft, wir waren auch zu so etwas fähig. Nicht nur alle anderen, die um mich herum ihre Schwangerschaft verkündeten oder in einem fortgeschrittenen Stadium waren. Ich fühlte mich nun dazugehörig. Ich war nicht mehr die eine Frau, mit dessen Körper etwas nicht stimmte. Ich war wie die anderen, ganz normal.

Leichte Zweifel kamen in der 7.SSW auf, als die Linie auf den Tests sich veränderte. Sie schwächte etwas ab. Doch mein Bauchgefühl war weiterhin gut. Nur eben nicht mehr bombastisch.

Endlich der lang ersehnte Frauenarzttermin.

Da war sie, die Fruchthöhle, sagt er. Nur leider leer. Kein Baby in Sicht. Ein Windei sagte er mir.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Ein Windei? Warum denn das? Bitte wieso hab ich ein Windei?

Bestürzt fuhr ich nach Hause.

Ich verbrachte den Tag mit Googel.

Da gab es schon ein paar Mädels, die von Ähnlichem berichteten. Manche schrieben auch, dass man sich nicht verunsichern lassen sollte und das Baby vielleicht erst bisschen später zu sehen sein wird.

Da war sie wieder, die Hoffnung. Sehr klein, aber irgendjemand musste ja ans Würmchen glauben. Und wen hatte dieses Ei denn sonst noch? Nur mich!

Meine Hoffnungen schwanden allerdings noch in der gleichen Nacht, als ich mit schlimmen Bauchschmerzen aufwachte. Alex saß die ganze Nacht neben mir auf der Toilette und hielt meine Hand. Schweißausbrüche machten sich breit, ich verspürte wieder Messerstichartige Schmerzen in meinem Unterleib.

Es war nicht ganz so schlimm wie beim ersten Mal, aber auch weit entfernt von den Schmerzen einer Regelblutung.

Die nächsten Tage verkroch ich mich wieder.

Mein altes „Ich“ vom letzten Mal war wieder da. Die Iulia, die nichts zu lachen hatte. Die, die unweiblich, unfruchtbar, ja nicht einmal im Stande war, ein Baby zu zeugen.

Ich schämte mich. Und immer, wenn ich in Alex Gesicht sah, fühlte ich mich schuldig.

Schuldig, dass ich diesem Mann nicht den natürlichsten Wunsch gewähren konnte. Vater zu werden.

11 Gedanken zu “Der Kinderwunsch – Teil 4

  1. Ohhhhh 😭😭😭😭 Obwohl das ja zum Glück jetzt Vergangenheit ist nimmt eure Geschichte mich so mit … Welch ein Wunder zwuck und zwuckelinchen sind wird einem hier auch als Außenstehendem bewusst ❤️

  2. Danke dass du darüber schreibst. Ich selbst musste auch erst zwei fehlgeburten miterleben bis wir endlich unser Wunder in den Händen halten durften. Dieses gefühl „Keine richtige Frau zu sein“ einfach furchtbar. Mittlerweile stolze Mama von zwei grossartigen Mädchen.

  3. Ich fühle mich so zurück versetzt! Auch meine erste Schwangerschaft war ein Windei und riss mich in ein tiefes Loch. Heute habe och zwei kleine Mädchen, dennoch ist der Schmerz von damals nie gamz verschwunden und das Gefühl von Weiblichkeit und Fruchtbarkeit weit entfernt.

  4. Danke für deine Ehrlichkeit. Und das dein Mann da auch so mitmacht. Das ist wahrscheinlich eure Art diese schwere Zeit zu verkraften. Es freut mich sehr, dass ihr jetzt auf dem Weg seit eine vierköpfige Familie zu werden.

  5. Vielen Dank für deine ehrlichen Worte… Es tut mir sooo unendlich leid was dir passiert ist, dennoch kann ich dich vollkommen verstehen mir ist es leider nicht anders ergangen zwei Fehlgeburten aber dann kam unser großes Glück unsere Kämpfer Maus kam dann bei der dritten Schwangerschaft gesund und munter zur Welt und wir sind sowas von dankbar. wenn einem sowas passiert zweifelt man immer an sich doch man sollte genau wie auch du niemals die Hoffnung aufgeben. Ich danke dir nochmal von ganzen Herzen für deine ehrlichen und tollen Worte sie berühren mich zu tiefst. Wir wünsche dir mit deinem Zwuckboy noch wunderschöne Zeiten und noch eine wunderschöne Kugelzeit mit Zwuckin ihr seid eine tolle Familie macht weiter so… ❤️❤️❤️

  6. Da muss ich wirklich unendlich dankbar sein. Mein Käferchenn war nicht geplant . Er ist einfach passiert. In einem Moment wo ich nicht mehr damit gerechnet habe. Ich bin 11 Jahre nicht schwanger geworden und plötzlich war ich es doch. Keine idealen Bedingungen, weil der Vater nicht wollte, aber am Ende ist sie doch die Prinzessin. 😂 Das muss wirklich sehr schlimm für euch beide gewesen sein. Ich kann verstehen, dass du so dankbar bist. Ich bin es auch.

  7. Dein Bericht ist so traurig, mutig und unendlich wichtig für viele, die wissen sollen, dass sie nicht allein mit diesem Thema sind!
    Ich gehöre zu den Frauen, denen der Arzt beim 1. Ultraschall in der 7.Woche ebenso ein Windei diagnostiziert hat und meinte ich solle mir keine großen Hoffnungen machen. Die Woche bis zum nächsten Ultraschalltermin war die Hölle für mich, diese Ungewissheit und tiefe Traurigkeit kannte ich bisher nicht, ich hatte damals schon eine große Tochter mit 3 Jahren, für die ich da sein und funktionieren musste, doch dann geschah mein 2. kleines Wunder, beim 2. Ultraschall war plötzlich doch ein Baby zu sehen und es gab einen Herzschlag und heute habe ich 2 gesunde Mädchen die mein Leben bereichern. Ich kann mir also nur ein ganz klein wenig vorstellen was du durchmachen müsstest, was so vielen Frauen da draußen passiert und bewundere deine Kraft und positive Ausstrahlung!

  8. Über dieses Thema muss viel mehr gepsrochen werden! Frauen leiden in dieser Zeit und darüber hinaus still in sich hinein!
    Fühl dich gedrückt! <3

  9. Ich kenne es zu gut. Hatte aber nur 2 Fehlgeburten vor meinen Kindern. Und das zweite war auch ein windei. 3 Ausschabungen unter Voll Narkose. Aber schlimmer war der psychische Schmerz. Ich konnte meine Schwangerschaften nicht mehr genießen. Deshalb kann ich so. Gut nachvollziehen wie es dir ging!

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