DER KINDERWUNSCH – TEIL 6

Mein Blick wanderte von dem kleinen süßen Zwerg auf dem Ultraschallgerät direkt zu Alex, dem die Tränen in den Augen standen. So wie mir.

Sobald wir uns im Spitalslift, Richtung Ausgang befanden, schaut mich Alex an, nahm mich an der Hüfte und sagte: „Baby, wir kriegen ein Baby!“

Der Moment war so schön und so echt und doch wurde er nur kurze Zeit später durch ein gewisses Zögern und einer Zaghaftigkeit zerstört.

Denn in mir drinnen, da saß sie natürlich noch, die Angst.

Alex fuhr in die Arbeit und ich ging im Wohnzimmer im Kreis.

Wie eine etwas verrückt Gewordene, begann ich dabei immer wieder zu grinsen, ja sogar zu lachen, um einen kurzen Moment später wieder damit aufzuhören und mich selbst zu ermahnen.

„Iulia, freu dich nicht zu früh!“

Doch weil ich Ich bin, und das Positive und die Vorfreude schon immer überwogen haben, setzte mein Gehirn wieder für kurze Zeit aus und ich nahm meinen Telefonhörer in die Hand.

Nein nein, die Goldies rief ich nicht an, auch wenn es mich in den Fingern juckte bis zum geht nicht mehr. Aber diese Verantwortung meinen Eltern gegenüber hatte ich. Bis zur 10.SSW würde ich Schweigen wie ein Grab. Sicher ist sicher.

Dafür rief ich gefühlt alle anderen Menschen an, die mir nahestanden.

Meine Tante aus Rumänien, meine Tante aus der Schweiz und all meine Freundinnen.

Am Abend, nachdem Alex von der Arbeit kam, fand dann noch folgendes Gespräch statt.

Alex: Baby, diesmal sagen wir bis zur 12.SSW nix, ok?

Ich: Nein Baby, ich werde versuchen meinen Mund zu halten.

Alex: Ok, wer weiss es schon aller?

Ich: Alle außer deinen und meinen Eltern J

Er kennt mich eben.

In der Arbeit führte ich mich auf wie ein ziemlicher Vollidiot.

Mir war klar, ich durfte nix sagen. Nur so gar nix sagen, das schaffte ich kaum. Also machte ich blöde Bemerkungen, um etwas zu sagen, ohne es direkt zu sagen.

Zum Bsp. erzählte ich meinen Kollegen, ich hätte in letzter Zeit unheimliche Lust auf Sushi, nur leider dürfte ich das nicht mehr Essen, wegen meiner Histamin-Unverträglichkeit – da ist Soja Sauce ja ein absolutes No Go.

Dasselbe galt für Wein. Und rohen Käse.

Als ob das irgendjemanden interessiert hätte. Insgeheim wartete ich auf die Frage ob ich denn schwanger sei. Die nur leider, oder zum Glück, nicht kam.

Ab der 8.SSW wurde mir allmählich von Tag zu Tag immer schlechter. Ein Aufstehen oder Schlafen gehen, ohne zu Erbrechen, war kaum noch möglich.

Und soll ich euch was sagen? Es war zwar sehr sehr ätzend, aber ich freute mich darüber.

Denn ich wusste von Erzählungen: Wenn dir schlecht ist, dann ist es eine intakte Schwangerschaft.

Von Zeit zu Zeit wurde mir dann auch tagsüber richtig schlecht und ich begann meinen Arbeitsweg zu markieren und mich auch im Auto mal zu übergeben.

Alex sah mich dann jedes Mal an und sagte: Armes Baby, aber YES! Ich freue mich J

Bis zur nächsten Frauenarztuntersuchung.

Da begann die Freude allmählich großer Angst zu weichen. Aber diesmal nicht wegen unseres kleinen Zwucks, sondern wegen mir. Ich hatte mal wieder Blutungen. Und nach einer Untersuchung sprach die Ärztin ihren Verdacht aus.

5 Gedanken zu “DER KINDERWUNSCH – TEIL 6

  1. Ich habe gerade alle 6 Beiträge gelesen und bin bewegt von eurer Stärke, eurem Schmerz und eurer Fähigkeit immer wieder zu lachen.
    Ein tolles Paar seit ihr, danke dass ihr nicht aufgegeben habt!

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